Die Klimakrise verdeutlicht die Bedeutung der Arbeit von Frauen
Casilda ist bei der Verwirklichung ihrer Ziele auf eine Reihe von Herausforderungen gestoßen. Lokale Genossenschaften verfügen nicht immer über die Mittel, um ihre Mitglieder mit technischer Hilfe zu unterstützen, und oft mangelt es an der Koordination zwischen den verschiedenen Ebenen der örtlichen Behörden. Dies schränkt das Unterstützungsangebot für die Mitglieder der Genossenschaft in Zeiten von Dürren und Überschwemmungen ein. Dennoch hat Casilda nicht aufgegeben.
Casildas inspirierende Geschichte zeigt einmal mehr, wie wichtig die Führungsrolle von Frauen und Mädchen bei der Bewältigung der Auswirkungen der Klimakrise und der Verbesserung der Ernährungssicherheit sind. Sie sichern die Lebensgrundlagen ihrer Familien und Gemeinschaften. Heute, am Internationalen Frauentag, schließen wir uns dem diesjährigen Motto der internationalen Gemeinschaft an: “Geschlechtergleichstellung heute für ein nachhaltiges Morgen”! Damit wollen wir den wichtigen Beitrag und die Führungsrolle von Frauen und Mädchen in der ganzen Welt würdigen und gleichzeitig Aufmerksamkeit auf die Hindernisse lenken, die der Gleichstellung noch im Wege stehen. Diese Hindernisse müssen beseitigt werden – nichts weniger als unser aller Zukunft und unser Wohlergehen hängen davon ab.
Wir haben einige Beispiele aus unserer weltweiten Arbeit zusammengestellt, die sowohl den wichtigen Beitrag von Frauen und Mädchen in diesem Prozess verdeutlichen als auch die Hindernisse und Herausforderungen aufzeigen.
Frauen machen Fortschritte in der Milchviehhaltung
Ein weiteres inspirierendes Beispiel für eine Milchbäuerin ist Protiva Biswas aus Bangladesch. Durch die Einführung klimafreundlicher Praktiken und die Nutzung digitaler Technologien trägt sie dazu bei, den Milchbäuerinnen in ihrer Gemeinde und ihrem Land den Weg in die Zukunft zu ebnen.
Kleinbauern und -bäuerinnen in Bangladeschs fragmentiertem Milchsektor sind oft von den für den Ausbau ihres Geschäftes notwendigen Möglichkeiten ausgeschlossen; das gilt insbesonders für Frauen. Die Mehrheit der Milchbauern in Bangladesch sind Frauen. Sie sehen sich mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert, wie z. B. niedrigen Milcherträgen aufgrund schlechter Praktiken bei der Viehhaltung, einem Mangel an qualitativ hochwertigem Futter sowie begrenztem Zugang zu Tierärzten und auch Märkten für den Verkauf ihrer Erzeugnisse. Obwohl sie aktiv an allen Aspekten der Milchlieferkette beteiligt sind, erhalten sie auch nicht das Geld aus dem Milchverkauf. Die fehlende Teilhabe am Einkommen führt zusätzlich zu geringen Investitionen in die Steigerung der Produktivität ihrer Milchviehbetriebe.
Mit der Unterstützung des Solidaridad-Programms für nachhaltige Landwirtschaft, Ernährungssicherheit und Verbindungen (Sustainable Agriculture, Food Security and Linkages, SaFaL) und dem von USAID finanzierten WomenConnect Challenge Award konnte Protiva ihren Betrieb in den letzten Jahren weiter ausbauen.
Im Rahmen des SaFaL-Programms wurden 15 Milchsammelstellen in der Gemeinde eingerichtet, in denen die Bäuerinnen faire Preise erhalten, die sich nach der Menge und dem Umfang der Milch richten, die sie an die Sammelstelle verkaufen. Diese Parameter werden mit Hilfe digitaler Werkzeuge überprüft. Mit Unterstützung von USAID hat Solidaridad die App Inclusion Through Integration (i2i) entwickelt, die diese Milchverkaufsdaten mit den mobilen Geldbörsen der Bäuerinnen verknüpft, so dass die Frauen das ihnen zustehende Geld direkt abrufen können. Außerdem erhalten sie täglich Textnachrichten über die Milchverkäufe, so dass sie ihre Transaktionen besser verfolgen können. Über 5.600 Bäuerinnen profitieren von diesem digitalen Dienst, der die Transparenz erhöht und eine bessere Viehwirtschaft fördert. Darüber hinaus erhalten 12.000 Landwirtinnen digitale Beratungsdienste über ein interaktives Voice-Response-System (IVR), das ihnen auf Abruf technische Unterstützung bei der Verbesserung der Milchviehhaltung bietet. Dadurch erhalten sie das Wissen, das sie benötigen, um die Produktivität ihrer Milchviehbetriebe zu steigern und ihr Einkommen zu verbessern. Letztlich gewinnen die Bäuerinnen durch diese digitale Befähigung den Respekt und die Unterstützung ihrer Familien und Gemeinden, wo sie als erfolgreiche Unternehmerinnen anerkannt und in wichtige Entscheidungsprozesse einbezogen werden.
Verbesserung der Lebensgrundlagen durch Diversifizierung und Agroforstwirtschaft
In Afrika südlich der Sahara sind Frauen die unbesungenen Heldinnen, die die Ernährungssicherheit für ihre Familien und Gemeinschaften gewährleisten. Sie sind für etwa 60 bis 80 Prozent der Nahrungsmittelproduktion sowie für lebenswichtige häusliche Arbeiten wie die Versorgung mit Brennstoff und Wasser verantwortlich. Dennoch haben sie kaum Zugang zu oder Kontrolle über die natürlichen Ressourcen in ihren Gemeinschaften wie Land, Wasser und ökologischen Gegebenheiten, die wiederum die Chancen für ein besseres Leben schaffen. Dies beeinträchtigt in hohem Maße ihre Fähigkeit und Möglichkeiten, von cash crops wie Kaffee und Tee zu profitieren, da deren Erlöse in der Regel an die Männer gehen, die das Land und die Kaffeesträucher besitzen.
Initiativen zur Einkommensdiversifizierung, mit denen die Lebensbedingungen von Frauen verbessert werden sollen, haben sich oft als unzureichend erwiesen, um diese Herausforderung anzugehen; tatsächlich haben sie sogar manchmal zu einer höheren Belastung der Frauen geführt. Diversifizierungsbemühungen müssen innovative Optionen in Betracht ziehen, die den Lebensunterhalt der Frauen verbessern, ohne ihre Belastung zu erhöhen. Bei unserer Arbeit im ostafrikanischen Kaffeesektor hat sich die Diversifizierung auf den Farmen als vielversprechender Ansatz zur Anpassung und Stärkung der Widerstandsfähigkeit von Kleinbauern und -bäuerinnen erwiesen – und ganz besonders für letztere.
Unsere Arbeit im Bereich der Agroforstwirtschaft in Mittelamerika hat auch gezeigt, dass Kleinbauern und -bäuerinnen durch die Anwendung klimafreundlicher Praktiken, die für den Aufbau und die Pflege eines Agroforstsystems erforderlich sind, in mehrfacher Hinsicht profitieren können, da sie so ihre Produktion verbessern und ihre Nahrungsmittel- und Einkommensquellen diversifizieren können. Esmeralda Rivas und ihre Familie in Nicaragua haben beispielsweise gelernt, Agroforstwirtschaft und andere gute landwirtschaftliche Praktiken auf ihrer eigenen Kakaoplantage anzuwenden, auf der sie nun auch Mais und Bananen anbauen. Die Familie Rivas ist nun in der Lage, einen Teil ihres Einkommens in die kontinuierliche Verbesserung ihrer Plantage zu investieren – in der Hoffnung, ihre Farm eines Tages weiter vergrößern zu können.
Sicherstellung der Ernährungssicherheit angesichts großer Herausforderungen
Wie die obigen Beispiele zeigen, haben Kleinbauern- und -bäuerinnen zwar eine Schlüsselrolle bei der Sicherstellung der weltweiten Ernährungsversorgung, sind aber selbst oft unsicher in ihrer eigenen Ernährungssicherheit. Vor allem Frauen sind davon stark betroffen, da sie die Hauptversorgerinnen der Haushalte sind und einen Großteil der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte stellen. Solidaridad bemüht sich, diese enorme Herausforderung zu bewältigen. Im Rahmen unseres Sojaprogramms, das in Mosambik, Sambia und Malawi durchgeführt wird, haben wir 50 Gruppen zu geschlechtsspezifischen Themen wie Gleichstellung, Gleichberechtigung, Inklusivität und gesunder Ernährung geschult – das letztgenannte Thema wurde als zusätzlicher Anreiz für die Landwirte und Landwirtinnen zur Teilnahme hinzugefügt.
Da Soja und Gemüse als Rohstoffe verwendet werden, stellte Solidaridad die Zutaten für Kochkurse zur Verfügung, einschließlich der häuslichen Verarbeitung von Soja, Sojabrei, Kuchen und Sojamilch. Insgesamt wurden 2.122 Frauen mit Unterstützung der leitenden Landwirte geschult, wobei auch die lokalen Führungskräfte und die Ehemänner der Teilnehmerinnen in die Schulung einbezogen wurden.
Infolgedessen leiten Frauen nun 13 dieser Gruppen. Kochkurse werden nun auf Gemeindeebene wiederholt, und einige Frauen geben diese in lokalen Radiosendern weiter. Obwohl noch keine umfassende Ernährungserhebung zur Messung der Ergebnisse durchgeführt wurde, wird allgemein anerkannt, dass sich der Ernährungszustand der Kinder verbessert hat. Einige Frauen bereiten angereicherten Brei zu und verkaufen ihn in der Nähe von Schulen und Märkten, wodurch sie wiederum auch ihr Einkommen aufbessern können. Alle Frauen, die im Rahmen des Programms in der Konservierung und Zubereitung nahrhafter Lebensmittel geschult wurden, nutzen die erlernten Hilfsmittel, um ihren Lebensunterhalt zu verbessern, und etwa 40% können dieses Wissen langfristig anwenden.
RECLAIM Sustainability!
Mit unserem aktuellen Fünfjahresprogramm RECLAIM Sustainability! streben Solidaridad und seine Partner eine Transformation der Wertschöpfungssysteme an, in dem echte Nachhaltigkeit und die Rolle der Farmer*innenund Arbeiter*innen im Mittelpunkt eines nachhaltigen und integrativen Wandels stehen. Ein großer Teil dieser Menschen, die am Anfang der globalen Lieferketten stehen, sind Frauen.
Um Nachhaltigkeit einen echten Wert zu geben, müssen Erzeuger und Erzeugerinnen im Mittelpunkt stehen, und ihre Rolle und ihr Beitrag muss entsprechend anerkannt und gewürdigt werden: durch die aktive Beteiligung an der Entscheidungsfindung, durch ein existenzsicherndes Einkommen und eine angemessene Entlohnung sowie durch die Stärkung ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber globalen Herausforderungen wie der Klimakrise, die auch einen strukturellen Wandel auf institutioneller Ebene erfordert. Traditionell marginalisierte Bevölkerungsgruppen, zu denen auch Frauen und Mädchen gehören, sind immer noch zu oft von Globalisierungsprozessen benachteiligt. Wir setzen uns dafür ein, dass sich dies ändert und die Nachhaltigkeit (wieder) in die Hände von uns allen gelegt wird.
Bist Du neugierig auf mehr von uns geworden? Oder an einer Zusammenarbeit mit uns interessiert? Dann nimm Kontakt mit uns auf.
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