Klimaziele und Lieferkettentransparenz clever kombinieren: Erkenntnisse aus dem Einsatz des TRACE-Tools

In einer Welt, in der Nachhaltigkeit und Klimaschutz oberste Priorität haben, müssen Unternehmen innovative Wege finden, um ihren Klimaschutzverpflichtungen nachzukommen. Das Programm “Climate Heroes” kombiniert Klimaschutz in der Landwirtschaft mit der Anbindung an CO₂-Märkte und unterstützt damit Kleinbäuer*innen bei der Anpassung an den Klimawandel. Im Rahmen dieses Programms haben das Solidaridad Netzwerk und Fairfood das Tool TRACE getestet, das es Unternehmen ermöglicht, ihre Scope-3-Emissionen transparent zu erfassen und zu reduzieren. Eine Studie von Fairfood gibt erste Einblicke in diesen Piloten – und zeigt das Potenzial für Unternehmen, die ihre Lieferketten nachhaltiger gestalten möchten.

Jim Kava, ein ugandischer Kaffeebauer, hält einen jungen Baumsetzling in der Hand. Er wendet auf seiner Farm ein Agroforstsystem an.

Von der Kaffeefarm zum Kohlenstoffzertifikat: Wie Insetting Lieferketten verändert

Das Climate Heroes Programm unterstützt Kleinbäuer*innen bei der Umsetzung klimafreundliche Anbaumethoden, wie z.B. Agroforstwirtschaft. Diese Methoden verbessern nicht nur die Bodengesundheit und Biodiversität – sie ermöglichen es den Kleinbäuer*innen auch, sogenannte Carbon Removal Units (CRUs) zu generieren. Dadurch erschließen sich die Bäuer*innen eine zusätzliche Einkommensquelle und reduzieren gleichzeitig ihren CO₂-Fußabdruck.

Warum ist das für Unternehmen interessant? Kaffee-Unternehmen, die von diesen Kleinbäuer*innen beziehen, können auf diese Weise ihre Scope-3-Emissionen reduzieren. Anders als beim Offsetting, das Emissionen extern ausgleicht, reduziert Insetting Emissionen direkt innerhalb der eigenen Lieferkette – und macht die Maßnahmen dadurch glaubwürdiger und wirksamer.

Fairfoods TRACE Tool: Kohlenstoffzertifikate generieren und rückverfolgen  

Die Krux am Insetting? Die Wirkungsmessung. Genau hier setzt Fairfood mit dem Tool „Trace“ an. Unternehmen, die das Tool nutzen, können die CO₂-Reduktion in Echtzeit nachverfolgen und verifizieren. Das blockchain-basierte Tool stellt sicher, dass jede CO₂-Entnahmeeinheit (Carbon Removal Unit, CRU) direkt auf bestimmte landwirtschaftliche Maßnahmen zurückzuführen ist – und ermöglicht somit glaubwürdige, überprüfbare Nachhaltigkeitsclaims.

Gemeinsam führten Fairfood und Solidaridad zwischen 2022 und 2024 ein Pilotprojekt in der Region Greater Masaka, Uganda, durch. Die wichtigsten Ergebnisse:✔ 7.102 Kleinbäuer*innen auf der TRACE-Plattform registriert
✔ 353 Tonnen CO₂ aus der Atmosphäre entfernt (entspricht dem jährlichen Betrieb von 82,3 benzinbetriebenen Pkw)
✔ Transparente und rückverfolgbare Verknüpfung der CO₂-Entnahmeeinheiten mit jeder einzelnen Bohne Kaffee 

Die Dashboards von TRACE machen die Nachhaltigkeitswirkungen sichtbar und verknüpften CO₂-Entnahmeeinheiten mit konkreten Kaffeemengen – so liefert das Tool potenziellen Käufer*innen starke, nachvollziehbare Geschichten.

Kaffeebäuer*innen in Uganda nutzen TRACE. © Jjumba Martin / Solidaridad / Fairfood

So klappt es mit dem Insetting: Von diesen 5 Punkten hängt der Erfolg ab

Im Laufe der Pilotphase in Uganda haben wir einige wichtige Erkenntnisse gewonnen – insbesondere dazu, was nötig ist, damit Carbon Insetting im großen Maßstab funktioniert. Fünf zentrale Punkte kristallisierten sich heraus:

  1. Klares Alignment ist entscheidend: Die Zusammenarbeit mit Landwirt*innen zeigt vielversprechende Ergebnisse. Woran es mangelt, sind starke Unternehmenspartnerschaften. Um Unternehmen zu überzeugen, braucht es eine noch klarere Argumentation. 
  2. Ein belastbares Business Case ist ausschlaggebend: Damit Carbon Insetting skaliert werden kann, braucht es einen überzeugenden wirtschaftlichen Nutzen gegenüber klassischem Offsetting. Unternehmen müssen klar finanzielle Vorteile erkennen.
  3. Kooperativen sind entscheidend für die Skalierung: Genossenschaften wie „Ndugu“ in Greater Masaka haben ihre Fähigkeit zur Organisation und Umsetzung klimafreundlicher Anbaupraktiken bewiesen. Der wirtschaftliche Nutzen für Bäuer*innen hängt jedoch stark davon ab, ob Käufer*innen bereit sind, CRUs abzunehmen.
  4. Transparenz und Storytelling schaffen Mehrwert: Tools wie Trace funktionieren – doch ohne Nachfrage nach verifiziert nachhaltigen Produkten fehlt die wirtschaftliche Tragfähigkeit.
  5. Balance zwischen Zusammenarbeit und Wettbewerb: Der Pilot hat gezeigt, dass es Fingerspitzengefühl braucht, um zwischen Kooperation und Konkurrenz zu navigieren. Gemeinsame Nachhaltigkeitsziele sind essentiell – doch auch kommerzielle Eigeninteressen können nicht außen vor gelassen werden.

Der Pilot in Uganda zeigt: rückverfolgbares Carbon Insetting ist möglich. Mit TRACE können Kleinbäuer*innen verifizierbare CO₂-Entnahmeeinheiten generieren und in Lieferketten integrieren – ein Modell, das sich auch auf andere Wertschöpfungsketten übertragen lässt. Weitere Einblicke liefert die vollständigen Fallstudie.

Jim Kava, ein Kaffeebauer der Ndugu-Kooperative auf seiner Farm - im Hintergrund sind Agroforstsysteme zu erkennen © Bassi Filmz / Solidaridad
Jim Kava, ein Kaffeebauer der Ndugu-Kooperative auf seiner Farm – im Hintergrund sind Agroforstsysteme zu erkennen © Bassi Filmz / Solidaridad

Wissen weitergeben: Solidaridad unterstützt Unternehmen, Kaffee-Lieferketten zukunftssicherer zu machen

Mit dem Programm “Climate Heroes” bietet Solidaridad Unternehmen einen zuverlässigen und skalierbaren Weg, ihre Lieferketten zu dekarbonisieren und gleichzeitig sinnvolle Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen. Durch den direkten Zugang zu Kleinbäuer*innen hilft Solidaridad Unternehmen dabei, eine rückverfolgbare CO₂-Entnahme in ihre Beschaffungsmodelle einzubinden – das stärkt die Widerstandsfähigkeit der Lieferketten, erhöht die Glaubwürdigkeit der Unternehmen und unterstützt die Bäuer*innen beim Aufbau einer nachhaltigeren Existenzgrundlage.

Eine Partnerschaft mit Solidaridad ermöglicht es Unternehmen, nicht nur glaubwürdig über ihre Emissionsreduzierungen zu berichten, sondern auch zur Umgestaltung von Agrarlieferketten beizutragen. Investitionen in nachhaltige Landwirtschaft und Initiativen zur CO₂-Reduktion helfen Unternehmen, ihre Lieferketten zukunftssicherer zu gestalten und gleichzeitig Verbraucher*innen, Investor*innen und Stakeholder*innen reale und nachprüfbare Nachhaltigkeitskennzahlen zu präsentieren.

Solidaridad lädt Unternehmen dazu ein, gemeinsam an der Skalierung dieses Ansatzes zu arbeiten. Lassen Sie uns gemeinsam konkrete Klimawirkung direkt in Ihren Lieferketten schaffen. Kontakt: 📩 martine.krabben@solidaridadnetwork.org