Kakaobarometer 2025: Wenn Rekordpreise auf Rekordarmut treffen

Trotz historisch hoher Weltmarktpreise bleibt der Großteil der Kakaobäuer*innen in Armut gefangen. Der heute veröffentlichte Bericht Kakao-Barometer 2025 zeigt: Der globale Kakaosektor steckt in einer paradoxen Situation zwischen Hoffnung und Krise. Während der Preis für Kakao auf nie dagewesene Höhen steigt, profitieren die Produzent*innen kaum. Armut, Kinderarbeit und Abholzung bleiben zentrale Probleme – doch es gibt auch Zeichen des Fortschritts.

Hohe Preise – geringe Gewinne für Kleinbäuer*innen

In den vergangenen Jahren hat der Kakaopreis Rekordwerte erreicht. Dennoch haben sich die Lebensbedingungen der Menschen, die den Rohstoff anbauen, kaum verbessert. Ursachen sind Ernteausfälle, steigende Produktionskosten, die Folgen des Klimawandels und unfaire Lieferverträge, die verhindern, dass Kleinbäuer*innen von der Preisentwicklung profitieren.

„Armut ist die Wurzel fast aller Probleme im Kakaosektor – von Kinderarbeit bis hin zu Entwaldung und Geschlechterungleichheit“, heißt es im Bericht. Ein existenzsicherndes Einkommen für Kakaoproduzent*innen sei deshalb nicht nur moralisch geboten, sondern mit den neuen EU-Sorgfaltspflichten auch rechtlich erforderlich. Doch der aktuelle politische Rechtsruck in Europa droht, diese Fortschritte wieder auszubremsen.

Kakaopflanzen in Ghana mit reifen und grünen Kakaofrüchten auf einer Plantage. Nachhaltiger Kakaoanbau im tropischen Regenwald.
© Keke Keukelaar, Kakaoanbau in Ghana 2011

Wachstum um jeden Preis – und seine Folgen

Die hohen Weltmarktpreise haben einen neuen Boom in der Kakaoproduktion ausgelöst. Besonders in Lateinamerika und Zentralafrika dehnt sich der Anbau in bislang unberührte Waldgebiete aus – mit massiven Folgen für Biodiversität und Klima. Das Barometer warnt vor einem möglichen Überangebot in wenigen Jahren, das zu einem erneuten Preiseinbruch führen könnte – ähnlich wie beim Crash von 2016.

Auch soziale Probleme verschärfen sich: In Ghana und Côte d’Ivoire arbeiten laut Bericht weiterhin rund 1,5 Millionen Kinder unter gefährlichen Bedingungen auf Kakaoplantagen. Frauen, die den Großteil der Feldarbeit leisten, bleiben systematisch von Entscheidungsprozessen und Gewinnen ausgeschlossen. Ebenso finden Landarbeiter*innen und Pächter*innen in politischen und unternehmerischen Strategien kaum Beachtung.

Ein Aufruf zum Handeln

Trotz aller Herausforderungen macht der Bericht deutlich: Veränderung ist möglich. Fortschritte bei der Regulierung und eine intensivere Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Unternehmen und Zivilgesellschaft zeigen, dass systemischer Wandel realisierbar ist.

Das Kakao-Barometer 2025 fordert daher entschlossene Schritte:

  • Faire Bezahlung: Einführung eines „Living Income Reference Price“, der ein existenzsicherndes Einkommen gewährleistet.
  • Waldschutz: Ein globales Moratorium gegen kakao-bedingte Abholzung.
  • Gleichberechtigung: Gleichberechtigte Mitbestimmung von Frauen und Männern in der Kakaowertschöpfungskette.
  • Transparenz: Verbindliche Rechenschafts- und Transparenzmechanismen entlang der Lieferketten.

Darüber hinaus mahnt der Bericht: Der Kakaosektor ist kein Einzelfall. Seine Krisen stehen stellvertretend für viele landwirtschaftliche Wertschöpfungsketten weltweit. Wenn globale Märkte weiterhin auf kurzfristige Gewinne statt auf nachhaltige Strukturen setzen, drohen ähnliche Entwicklungen auch bei anderen Lebensmitteln.

Über das Kakao-Barometer

Das Kakao-Barometer ist die wichtigste internationale Referenzstudie zur Nachhaltigkeit im Kakaosektor. Die Ausgabe 2025 bietet auf über 200 Seiten eine umfassende Analyse der aktuellen Lage, einen Rückblick auf die Entwicklungen seit dem Jahr 2000 und einen Ausblick auf zukünftige Risiken und Chancen. Herausgegeben wird der Bericht vom VOICE Network, einem Zusammenschluss von über 30 Organisationen aus 13 Ländern, und unterstützt von Organisationen wie Solidaridad.