Cotton Rankings 2025: Modebranche abhängig von Plastikfasern

Baumwolle gilt als einer der wichtigsten Rohstoffe der Modeindustrie – und könnte, nachhaltig angebaut, das Leben von Millionen Kleinbäuer*innen verbessern. Doch die Cotton Rankings 2025 von Solidaridad und Good On You zeigen ein anderes Bild: Statt in faire und umweltfreundliche Baumwolle zu investieren, setzt die Branche weiterhin auf billige Kunststofffasern und intransparente Lieferketten.

Ein Aufseher sitzt zwischen Baumwollballen in einer Baumwollentkernungsanlage in Tansania und macht Notizen zur Weiterverladung.

Plastik verdrängt Baumwolle

Die Zahlen sind alarmierend:

  • Der Fast-Fashion-Gigant Shein bezieht inzwischen 82 % seiner Fasern aus Kunststoff – eine extreme Abhängigkeit von Materialien, die aus fossilen Brennstoffen hergestellt werden.
  • Von den 100 untersuchten Marken setzen 26 Unternehmen bereits mehrheitlich auf synthetische Fasern, während nur 31 Marken mehr als 50 % Baumwolle in ihren Kollektionen verwenden.
  • 43 Marken mischen verschiedene natürliche und synthetische Fasern, ohne klare Angaben zu machen, wie nachhaltig diese wirklich sind.

Damit verspielt die Branche großes Potenzial: Baumwolle aus nachhaltigem Anbau könnte zur klimapositiven Lieferkette beitragen – stattdessen verfestigt sich der Trend hin zu Plastik.

Reife Baumwollpflanzen mit geöffneten weißen Baumwollkapseln vor blauem Himmel.
Baumwolle kurz vor der Ernte: Der nachhaltige Anbau dieser Pflanze kann Kleinbäuer*innen Einkommen sichern und gleichzeitig die Umwelt schützen. © Solidaridad

Nachhaltigkeit bleibt oft ein leeres Versprechen

Viele Modeunternehmen werben mit Zertifizierungen und Nachhaltigkeitssiegeln. Doch die Rankings zeigen: Häufig steckt wenig Substanz dahinter. Besonders problematisch: Einige Marken führen zwar zertifizierte Baumwolle, doch deren Anteil ist verschwindend gering und hat kaum Wirkung auf die Lieferketten.

„Die Modeindustrie hat die Wahl: Entweder weiter auf Plastik setzen – oder Baumwolle als nachhaltige Kraft nutzen. Dafür müssen Marken ihre Ressourcen einsetzen, zertifizierte Baumwolle einkaufen und in Kleinbäuer*innen investieren.“

Tamar Hoek, Senior Policy Director für nachhaltige Mode bei Solidaridad

Hoffnungsschimmer: Recycelte Baumwolle

Immerhin: 25 Marken nutzen inzwischen recycelte Baumwolle. Zwar liegt der Anteil bei vielen nur bei rund 1 %, doch die Entwicklung zeigt, dass Kreislaufwirtschaft in der Branche ankommt. Mit klareren Vorgaben und Investitionen könnte dieser Ansatz einen echten Unterschied machen.

Warum Baumwolle so entscheidend ist

Baumwolle ist mehr als nur ein Stoff. Für Millionen von Kleinbäuer*innen weltweit bedeutet sie Einkommen und Perspektive. Doch niedrige Preise zwingen viele Produzent*innen nach wie vor zu Pestiziden und Monokulturen – mit gravierenden Folgen für Böden, Biodiversität und die Gesundheit der Menschen im Anbau.

Nachhaltig zertifizierte Baumwolle kann diesen Kreislauf durchbrechen: Sie sorgt für faire Preise, stärkt Bäuer*innen in ihrer Selbstbestimmung und schützt die Umwelt.

Baumwolle in den Händen eines Farmers
Baumwollanbau © Solidaridad

Zeit zu handeln

Die Cotton Rankings 2025 machen deutlich: Die Modeindustrie muss dringend umdenken. Marken tragen die Verantwortung, ihre Beschaffung transparent offenzulegen, auf 100 % zertifizierte Baumwolle umzustellen und Kleinbäuer*innen beim nachhaltigen Anbau zu unterstützen.

Ansonsten droht eine Zukunft, in der die Mode fast vollständig von Plastikfasern abhängt – und die Chance verspielt, Baumwolle zu einer nachhaltigen Kraft für Mensch und Natur zu machen.