Kaffeebauern werden zu Klimahelden

Im Projekt “Kaffeebauern werden zu Klimahelden” verbinden wir die Unterstützung von Kleinbauern und -bäuerinnen mit dem Kampf gegen die Klimakrise. Durch die Pflanzung von Schattenbäumen können kolumbianische Kaffeebauern ihre Produktion verbessern, ihre Farmen resilienter machen und CO2 aus der Atmosphäre speichern. Gleichzeitig erhalten sie Zugang zum wachsenden Markt für Emissionsrechte und können durch den Verkauf von Zertifikaten ihr Einkommen um 20-60 % steigern.

Kleinbäuerinnen und -bauern sind besonders vom Klimawandel betroffen – das gilt auch und besonders für Kaffee. Unvorhersehbares und extremes Wetter versengt die Kaffeepflanzen in der heißen Sonne, die Kaffeekirschen werden nicht gleichzeitig oder gar nicht reif. Die Erträge sind enttäuschend und die Kaffeebauern fällen Bäume, um mehr Platz für neue Kaffeepflanzen zu schaffen. Dies  trägt wiederum zur Verstärkung des Klimawandel bei. Gleichzeitig verfügen die Kaffeebäuer*innnen nicht über die finanziellen Mittel, um sich anzupassen. Die meisten von ihnen können trotz ihrer Arbeit ihre Familien nicht gut ernähren und haben wenig Perspektiven, ihr Einkommen zu stabilisieren und zu steigern. Ein Teufelskreis.

Die negativen wirtschaftlichen und ökologischen Folgen dieser Krise werden künftige Generationen hart treffen. Es besteht daher ein dringender Bedarf, mehr Kaffee mit weniger negativen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt zu produzieren.

Grundlegende Informationen zum Projekt

  • Laufzeit: Zwei Jahre (verlängert bis Dezember 2024)
  • Ort: Region Cauca, Kolumbien
  • Teilnehmende: 1.200 Kaffeebäuer*innen
  • Pflanzungen: ca. 250 Schattenbäume pro Farm (Ø 2,5 ha)
  • Gesamte Projektfläche: 3.000 Hektar Land
  • Speicherpotenzial: 24.000 Tonnen CO2 / Jahr (480.000 Tonnen CO2 in 20 Jahren)
  • Ergänzende Maßnahmen: Wir etablieren zudem ein begleitendes Ausbildungsprogramm für 500 Jugendliche und schulen 2.000 Frauen am Rahmen des Programms “Leadership for Life”, welches unsere kolumbianischen Kolleg*innen für mehr Chancengleichheit entwickelt haben.
Ein Mann rächt Kaffeebohnen.
Zwei Männer schauen sich Baum-Setzlinge an.

AGROFORST ALS GAMECHANGER IM KAFFEEANBAU

Mit Bäumen den Boden, die Kaffeepflanzen und das Klima schützen – das ist Agroforstwirtschaft. Dieses Landnutzungssystem kombiniert zum Beispiel den Ackerbau mit einer weiteren Nutzung durch Baumstreifen mit Schattenbäumen. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass trotz der damit einhergehenden Reduzierung der Anbaufläche der Ertrag gehalten oder sogar erhöht wird, unter anderem aufgrund folgender Effekte: Die Bäume schützen die Kaffeepflanzen und den Boden vor höheren Temperaturen, Winderosion, starken Regenfällen und Sonneneinstrahlung. Der Schatten verbessert die Qualität des Kaffees, Nährstoffkreisläufe werden geschlossen, es entsteht ein verbessertes Mikroklima zwischen den Reihen, der Boden kann mehr Wasser speichern und gleichzeitig entstehen neue Lebensräume. Zusätzlich absorbieren die Bäume CO2 aus der Luft, das als Kohlenstoff in den Bäumen und im Boden gespeichert wird.

Es gibt keine Technologie, die besser Kohlenstoff bindet als die Natur selbst. Die bekannteste Lösung ist die Agroforstwirtschaft.

Joel Brounen, Country Manager Solidaridad Kolumbien

KLEINPRODUZENT*INNEN ERHALTEN ZUGANG ZUM INTERNATIONALEN KOHLENSTOFFMARKT

Die am Projekt teilnehmenden Kaffeebäuer*innen profitieren jedoch nicht nur qualitativ von den Maßnahmen – das Anpflanzen der Schattenbäume ist für sie auch äußerst lukrativ. Das CO2, welches die neu gepflanzten Bäume speichern, kann in wertvolle CO2-Zertifikate umgewandelt werden. Solidaridad hilft ihnen dabei, diese Zertifikate auf dem internationalen Kohlenstoffmarkt zu verkaufen, indem sie auf der digitalen Plattform ACORN (Agroforestry Carbon Removal Units for the Organic Restoration of Nature) der Rabobank registriert werden. 

Diese Zertifikate können sie dann an Unternehmen verkaufen, die ihre Emissionen kompensieren möchten. Die Unternehmen kaufen diese Emissionsgutschriften über die Plattform für einen Mindestbetrag von 20 Euro pro Stück. Von diesem Betrag gehen 16 Euro direkt an die Kaffeebäuer*innen. 

Doch wie viele Bäume wachsen auf einer Farm? Und wie groß werden diese? Das wird mit Hilfe von Satellitentechnik kontrolliert. Je mehr Biomasse die Bäume generieren, desto mehr Kohlenstoffgutschriften erhalten die Bäuer*innen. Auf diese Weise können sie ihr Einkommen aufbessern und in eine klimafreundlichere Landwirtschaft finanzieren.

Das langfristige Ziel von Rabobank und Solidaridad: Hunderttausenden – wenn nicht Millionen – von Kleinbäuerinnen und -bauern den Übergang zur Agroforstwirtschaft zu ermöglichen, indem sie für ihren Beitrag für eine nachhaltigere Landwirtschaft entschädigt werden. 

Mann erntet Kaffeefrüchte.

Solidaridad versteht es auf einzigartige Weise, unter dem Klimawandel leidende Kleinbäuer*innen zu wahren Klimaheld*innen zu machen. Durch die Etablierung klimafreundlicher und zugleich CO2 speichernder Anbaumethoden sowie den Zugang zum Handel mit Emissionszertifikaten­ profitieren die Landwirt*innen und das Weltklima gleichermaßen. Wir freuen uns sehr, Solidaridad dank unserer Teilnehmer*innen unterstützen zu können. Zusammen machen wir die Welt zu einem besseren Ort für Mensch und Natur.

Friederike Behrends, Vorsitzende der Geschäftsführung der Deutschen Postcode Lotterie
Ein Laptop zeigt verschiedene Grafiken.

PROJEKTÜBERSICHT AUF EINEN BLICK

Transparenz ist bei unserer Arbeit oberstes Gebot. Unsere Geldgeber*innen wollen wissen, wohin ihre Mittel fließen. Und wir wollen sicherstellen, dass jeder Cent auch wirklich bei den Kleinbäuer*innen ankommt.

Dieses, von unseren kolumbianischen Kolleg*innen entwickelte Dashboard hilft uns, den Überblick über unser Projekt. Wir sehen genau, wo bereits wie viele Schattenbäume gepflanzt wurden und wie viele Fincas unsere Kolleg*innen bereits besucht haben.

Berichterstattung

Im Deutschlandfunk

Mehr als eine halbe Million Familien leben in Kolumbien vom Anbau von Kaffeebohnen. Ihnen macht der Klimawandel zu schaffen. Viele setzen auf tradierte Ackerbaumethoden mit Schattenbäumen, über die sich dank CO2-Zertifikaten Geld verdienen lässt. Eine Berichterstattung von Philip Barnstorf, Burhard Birke, Katja Bigalke.

Ein Mann rächt durch Kaffeebohnen, die zur Trocknung ausgebreitet sind

Im Tagesspiegel

Wie Kaffeeproduzenten in Kolumbien mit CO-Zertifikaten ein zusätzliches Einkommen erwirtschaften und gleichzeitig ihren Kaffee verbessern. Ein Bericht von Philipp Lichterbeck.

In der Badischen Zeitung

In Kolumbien haben nun auch kleine Kaffeebauern einen Zugang zum globalen Markt für Emissionsrechte. Zu verdanken ist dies einem Verein mit Sitz in Freiburg. Doch es gibt Kritik an den CO2-Deals. Ein Bericht von Philipp Lichterbeck.

Bei Klimareporter

In den kolumbianischen Anden sorgen sich viele Bäuer:innen um ihre Zukunft. Nach wie vor herrscht ein bewaffneter Konflikt im Land und der Klimawandel setzt der Kaffeepflanze zu. Ein Hilfsprojekt soll sie im Kampf gegen die Klimakrise unterstützen. Ein Bericht von David Zauner.

DANKE AN DIE DEUTSCHE POSTCODE LOTTERIE!

Anfang April 2022 flatterte bei uns ein Scheck über 395.000 Euro von der Deutschen Postcode Lotterie ins Haus. Der Spendenzweck: Unser Projekt “Kaffebauern werden zu Klimahelden”. Ein toller Erfolg für Solidaridad Deutschland, und eine riesiger Schritt für 1.200 Kaffeebauern und -bäuerinnen!

Wir bedanken uns herzlich bei allen Teilnehmenden der Deutschen Postcode Lotterie, die mit ihrem Loskauf dieses Projekt möglich machen!

MEHR ZUM PROJEKT

Kleinbäuer*innen erhalten einen Scheck für ihre CO2-Speicherleistung

CO2-ZERTIFIKATE: DIESE BÄUER*INNEN HABEN NUN JÄHRLICH IM SCHNITT CIRCA 270 € MEHR IN DER TASCHE

Die Kritik an Programmen zur CO2-Kompensation reißt nicht ab. Der Markt sei voll mit Fake-Zertifikaten, wie die ZEIT und der Guardian berichten. Man ist geneigt, den gesamten Markt als wirkungslos abzustempeln. Doch es gibt Gegenbeispiele: über die CO2-Handelsplattform Acorn werden Kaffeebauern zu Klimahelden. Wie die Projektimplementierung vor Ort abläuft und wer die Farmer*innen sind, die eine erste Auszahlung erhalten haben, haben wir uns vor Ort selbst angesehen.