Das von Solidaridad veröffentlichte und von verschiedenen Kleinbäuer*innen-Organisationen sowie Fachleuten mitunterzeichnete Palmöl-Barometer 2025 unterstreicht die wirtschaftliche Bedeutung dieses Rohstoffs. Ölpalmen sind extrem effizient: Sie liefern jeden Monat Erträge und erzielen im Vergleich zu anderen Ölpflanzen den höchsten Ertrag pro Hektar. Das macht sie besonders attraktiv für Kleinbäuer*innen.
Investitionen in Kleinbäuer*innen zahlen sich mehrfach aus
Das Palmöl-Barometer 2025 zeigt: Die Gewinne entlang der Lieferkette sind gravierend ungleich verteilt. Kleinbäuer*innen erhalten selten ein existenzsicherndes Einkommen und können kaum in klimaresiliente Anbaumethoden investieren. Schwankende Preise, hohe Kosten und extreme Wetterereignisse verschärfen ihre wirtschaftliche Lage – besonders in Asien und Afrika.
Ohne Zugang zu Finanzierung, technischer Unterstützung und Anreizen für nachhaltige Bewirtschaftung greifen viele auf kurzfristige Überlebensstrategien zurück, die Umwelt und Klima zusätzlich belasten. Unsichere Landrechte hemmen zudem langfristige Investitionen.
Dabei liegt großes Potenzial brach: Schulungen, technischer Support und faire Abnahmebedingungen können die Produktivität kleinbäuerlicher Betriebe steigern – ohne neue Flächen zu erschließen. Das stabilisiert die Versorgung mit zertifiziertem Palmöl und stärkt die Resilienz der gesamten Lieferkette. Wer heute in Partnerschaften mit Kleinproduzent*innen investiert, sichert sich langfristig Rohstoffe und erfüllt wachsende Marktanforderungen.
Vier Prinzipien für eine verantwortungsvolle Beschaffung
Das Palmöl-Barometer 2025 plädiert für einen grundlegenden Perspektivwechsel in der Beschaffung von Palmöl. Eine bloße Zertifizierung reicht nicht aus, um die strukturellen Probleme der Kleinbäuer*innen zu lösen. Direkte Zusammenarbeit und faire Handelsbedingungen sind entscheidend für die Zukunft des Sektors.
Der Bericht benennt vier zentrale Prinzipien:
- Positionierung: Unternehmen müssen Beschaffungspraktiken entwickeln, die unabhängige Kleinbäuer*innen in ihre Gesamtstrategie und Entscheidungsprozesse integrieren.
- Preisgestaltung und Zahlungsbedingungen: Unternehmen müssen Preise und Zahlungsbedingungen etablieren, die Kleinbäuer*innen für nachhaltiges Wirtschaften belohnen. Das alles mit dem Ziel von existenzsichernden Einkommen für die Bäuer*innen.
- Partnerschaften: Unternehmen müssen die Perspektiven der Kleinbäuer*innen einbeziehen und sie an Entscheidungsprozessen – einschließlich der Entwicklung von Preismechanismen – beteiligen.
- Programme: Einzelhandel, Lebensmittelunternehmen und Händler müssen Kleinbäuer*innen mit gezielten Programmen unterstützen und so landwirtschaftliches Wissen vermitteln und den Zugang zu Finanzmitteln erleichtern.
„Als Unternehmen einfach nur nachhaltigere Produktionsweisen von seinen Lieferant*innen zu verlangen, reicht nicht aus. Unternehmen müssen sich zu einer inklusiven Wertschöpfungskette bekennen, die Kleinbäuer*innen mitdenkt und faire Preise, die ein existenzsicherndes Einkommen ermöglichen, zahlt“, sagt Marieke Leegwater, Senior Policy Advisor bei Solidaridad Europa. „Mit dem Inkrafttreten des europäischen Entwaldungsgesetzes im nächsten Jahr brauchen wir zusätzliche Maßnahmen, um die Entwaldung durch großflächige Plantagen zu verhindern und gleichzeitig die Menschenrechte und die Position der Kleinbäuer*innen zu stärken. Dies wird zu einer stabileren und nachhaltigeren Lieferkette beitragen.“
Das Palmöl-Barometer 2025 formuliert konkrete Empfehlungen für Unternehmen, Multistakeholder-Initiativen, politische Entscheidungsträger*innen und den Finanzsektor, um die Position von Kleinbäuer*innen zu stärken und eine widerstandsfähige Palmölindustrie zu schaffen. Nur wenn alle Beteiligten Verantwortung übernehmen, kann die Lage der Kleinbäuer*innen verbessert werden. Eine faire Wertverteilung ist die Grundlage für eine nachhaltige Zukunft des Palmölsektors.