Die wichtigsten Erkenntnisse der Studie
Die Studie mit dem Titel “The grounds for sharing. A Study of Value Distribution in the Coffee Industry” konzentriert sich auf Deutschland aufgrund seiner Bedeutung als Kaffee konsumierendes, röstendes und handelndes Land. Deutschland ist der größte Kaffeemarkt in Europa und der drittgrößte weltweit. Es beherbergt die zweitgrößte Röstindustrie Europas, die 2021 für 35 % der EU-Importe und 35 % der Re-Exporte aus der EU verantwortlich war.
Die Studie untersucht zudem exemplarisch vier kaffeeproduzierende Länder: Brasilien, Kolumbien, Äthiopien und Vietnam. Diese Länder gehören zu den wichtigsten Exporteuren von Kaffee in die EU und nach Deutschland. Die wichtigsten Erkenntnisse der Studie lauten:
- Die Wertschöpfung findet weit entfernt von den Kaffeebäuer*innen statt – auf Seiten der Importeure und Einzelhändler.
- Die Familienarbeit wird unterbewertet. Bei Kleinkaffeebäuer*innen macht die Familienarbeit den größten Teil der Kosten aus, wird jedoch oft weder bezahlt noch eingerechnet. Damit erscheinen die Gewinnmargen der Kleinbäuer*innen vermeintlich höher und verschleiern das Problem.
- Es gibt keine einfachen Lösungen. Neben den wichtigen Bemühungen des Sektors, die Rentabilität der Kaffeebäuer*innen zu erhöhen, müssen neue Mechanismen zur Wertschöpfungsverteilung geschaffen und Handelsbedingungen ermöglicht werden, die der Vielfalt und Komplexität des Kaffeesektors gerecht werden.
Die Studie zeigt, dass der Kaffeesektor genügend Profit generiert, um für alle Akteur*innen in der Kaffeelieferkette eine angemessene Wertschöpfung zu generieren – doch diese erreicht die Kaffeebäuer*innen in den produzierenden Ländern nicht.
Die Organisatoren der Studie schlagen Sektorgespräche vor
Die Preise, die Kaffeebäuer*innen für ihren Kaffee erhalten, sind von den Verbraucherpreisen abgekoppelt. Es fehlt an entsprechenden Mechanismen, um die Wertschöpfung besser zu verteilen.
Die Studie soll der Ausgangspunkt für neue Beschaffungspraktiken im Kaffeesektor sein, die eine bessere Wertverteilung ermöglichen. Die drei Organisationen streben eine Zusammenarbeit mit führenden Unternehmen der Branche an, um in gemeinsamen Gesprächen nachhaltige und faire Beschaffungspraktiken zu diskutieren und sich zu diesen zu verpflichten.
Gemeinsam mit der Branche soll erörtert werden, wie solche Mechanismen aussehen könnten, um der Vielfalt der Kaffeebäuer*innen sowie den unterschiedlichen Herkünften Rechnung tragen.
Online-Tool ermöglicht Interessierten eine Simulation der eigenen Wertverteilung
Zusätzlich zur Studie, die lediglich die aggregierten Zahlen darstellt, veröffentlichen die Organisatoren ein Online-Tool, welches die Details der Studie in Form von Tortendiagrammen für jede Wertschöfungsstufe entlang der Lieferkette darstellt. Dieses Tool kann von Interessierten genutzt werden, um die unternehmenseigenen Daten einzugeben und so unterschiedliche Wert- und Kostenverteilungen zu modellieren.
Methodische Hinweise
Die Studie, die von dem unabhängigen Forschungsinstitut Bureau d’analyse sociétale d’intérêt collectif (BASIC) durchgeführte wurde, modelliert auf Basis öffentlich verfügbare Daten die Verteilung von Wert, Kosten, Steuern und Nettogewinnspannen entlang der Kaffeewertschöpfungskette. Die Ergebnisse wurden durch Sektor-Befragungen validiert.
Methodisch stützt sich die Studie auf vier Schlüsselelemente:
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