Kleinbäuerinnen und -bauern sind besonders vom Klimawandel betroffen – das gilt auch und besonders für Kaffee. Unvorhersehbares und extremes Wetter versengt die Kaffeepflanzen in der heißen Sonne, die Kaffeekirschen werden nicht gleichzeitig oder gar nicht reif. Die Erträge sind enttäuschend und die Kaffeebauern fällen Bäume, um mehr Platz für neue Kaffeepflanzen zu schaffen. Dies trägt wiederum zur Verstärkung des Klimawandel bei. Gleichzeitig verfügen die Kaffeebäuer*innnen nicht über die finanziellen Mittel, um sich anzupassen. Die meisten von ihnen können trotz ihrer Arbeit ihre Familien nicht gut ernähren und haben wenig Perspektiven, ihr Einkommen zu stabilisieren und zu steigern. Ein Teufelskreis.
Die negativen wirtschaftlichen und ökologischen Folgen dieser Krise werden künftige Generationen hart treffen. Es besteht daher ein dringender Bedarf, mehr Kaffee mit weniger negativen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt zu produzieren.
Grundlegende Informationen zum Projekt
- Laufzeit: Zwei Jahre (verlängert bis Dezember 2024)
- Ort: Region Cauca, Kolumbien
- Teilnehmende: 1.200 Kaffeebäuer*innen
- Pflanzungen: ca. 250 Schattenbäume pro Farm (Ø 2,5 ha)
- Gesamte Projektfläche: 3.000 Hektar Land
- Speicherpotenzial: 24.000 Tonnen CO2 / Jahr (480.000 Tonnen CO2 in 20 Jahren)
- Ergänzende Maßnahmen: Wir etablieren zudem ein begleitendes Ausbildungsprogramm für 500 Jugendliche und schulen 2.000 Frauen am Rahmen des Programms “Leadership for Life”, welches unsere kolumbianischen Kolleg*innen für mehr Chancengleichheit entwickelt haben.
AGROFORST ALS GAMECHANGER IM KAFFEEANBAU
Mit Bäumen den Boden, die Kaffeepflanzen und das Klima schützen – das ist Agroforstwirtschaft. Dieses Landnutzungssystem kombiniert zum Beispiel den Ackerbau mit einer weiteren Nutzung durch Baumstreifen mit Schattenbäumen. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass trotz der damit einhergehenden Reduzierung der Anbaufläche der Ertrag gehalten oder sogar erhöht wird, unter anderem aufgrund folgender Effekte: Die Bäume schützen die Kaffeepflanzen und den Boden vor höheren Temperaturen, Winderosion, starken Regenfällen und Sonneneinstrahlung. Der Schatten verbessert die Qualität des Kaffees, Nährstoffkreisläufe werden geschlossen, es entsteht ein verbessertes Mikroklima zwischen den Reihen, der Boden kann mehr Wasser speichern und gleichzeitig entstehen neue Lebensräume. Zusätzlich absorbieren die Bäume CO2 aus der Luft, das als Kohlenstoff in den Bäumen und im Boden gespeichert wird.
KLEINPRODUZENT*INNEN ERHALTEN ZUGANG ZUM INTERNATIONALEN KOHLENSTOFFMARKT
Die am Projekt teilnehmenden Kaffeebäuer*innen profitieren jedoch nicht nur qualitativ von den Maßnahmen – das Anpflanzen der Schattenbäume ist für sie auch äußerst lukrativ. Das CO2, welches die neu gepflanzten Bäume speichern, kann in wertvolle CO2-Zertifikate umgewandelt werden. Solidaridad hilft ihnen dabei, diese Zertifikate auf dem internationalen Kohlenstoffmarkt zu verkaufen, indem sie auf der digitalen Plattform ACORN (Agroforestry Carbon Removal Units for the Organic Restoration of Nature) der Rabobank registriert werden.
Diese Zertifikate können sie dann an Unternehmen verkaufen, die ihre Emissionen kompensieren möchten. Die Unternehmen kaufen diese Emissionsgutschriften über die Plattform für einen Mindestbetrag von 20 Euro pro Stück. Von diesem Betrag gehen 16 Euro direkt an die Kaffeebäuer*innen.
Doch wie viele Bäume wachsen auf einer Farm? Und wie groß werden diese? Das wird mit Hilfe von Satellitentechnik kontrolliert. Je mehr Biomasse die Bäume generieren, desto mehr Kohlenstoffgutschriften erhalten die Bäuer*innen. Auf diese Weise können sie ihr Einkommen aufbessern und in eine klimafreundlichere Landwirtschaft finanzieren.
Das langfristige Ziel von Rabobank und Solidaridad: Hunderttausenden – wenn nicht Millionen – von Kleinbäuerinnen und -bauern den Übergang zur Agroforstwirtschaft zu ermöglichen, indem sie für ihren Beitrag für eine nachhaltigere Landwirtschaft entschädigt werden.
PROJEKTÜBERSICHT AUF EINEN BLICK
Transparenz ist bei unserer Arbeit oberstes Gebot. Unsere Geldgeber*innen wollen wissen, wohin ihre Mittel fließen. Und wir wollen sicherstellen, dass jeder Cent auch wirklich bei den Kleinbäuer*innen ankommt.
Dieses, von unseren kolumbianischen Kolleg*innen entwickelte Dashboard hilft uns, den Überblick über unser Projekt. Wir sehen genau, wo bereits wie viele Schattenbäume gepflanzt wurden und wie viele Fincas unsere Kolleg*innen bereits besucht haben.
Berichterstattung
DANKE AN DIE DEUTSCHE POSTCODE LOTTERIE!
Anfang April 2022 flatterte bei uns ein Scheck über 395.000 Euro von der Deutschen Postcode Lotterie ins Haus. Der Spendenzweck: Unser Projekt “Kaffebauern werden zu Klimahelden”. Ein toller Erfolg für Solidaridad Deutschland, und eine riesiger Schritt für 1.200 Kaffeebauern und -bäuerinnen!
Wir bedanken uns herzlich bei allen Teilnehmenden der Deutschen Postcode Lotterie, die mit ihrem Loskauf dieses Projekt möglich machen!